Nachfolgeregelung im Unternehmen: Ihr umfassender Leitfaden für eine erfolgreiche Übergabe
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Die Nachfolgeregelung ist einer der bedeutendsten Schritte im Leben jedes Unternehmers. Es geht um nicht weniger als den Übergang eines Lebenswerks – häufig mit viel Herzblut aufgebaut – in neue Hände. Dieser Übergang ist nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein emotionaler Prozess, der mit Weitblick und Sorgfalt gestaltet werden sollte.
Eine gut vorbereitete Nachfolgeregelung schafft Klarheit, Sicherheit und Perspektiven. Sie ermöglicht es Ihnen, Ihre eigene Firma in die richtigen Hände zu geben, Ihre Werte zu übertragen und die Zukunft aktiv mitzugestalten. Wer zu lange wartet, riskiert dagegen Unsicherheit, Unruhe im Betrieb und im schlimmsten Fall den Verlust des Unternehmenswerts. Die Erfahrung zeigt: Wer seine eigene Nachfolge mit Weitsicht plant, hat die besseren Karten. Eine strukturierte Nachfolgeplanung ist dabei das A und O.
Was bedeutet Nachfolgeregelung konkret?
Unter einer Nachfolgeregelung versteht man alle Massnahmen und Prozesse, die notwendig sind, um ein Unternehmen planvoll, strukturiert und nachhaltig an eine neue Inhaberschaft zu übergeben. Dabei geht es nicht ausschliesslich um den Verkauf, sondern auch um eine Übergabe innerhalb der Familie (familieninterne Nachfolge), einen Management-Buy-out (MBO), ein Management-Buy-in (MBI) durch externe Führungskräfte oder eine andere strategische Lösung.
Die Nachfolgeregelung umfasst rechtliche, steuerliche, betriebswirtschaftliche und emotionale Aspekte. Sie beinhaltet die Bewertung des Unternehmens, die Klärung der Eigentumsverhältnisse, die Übergabe von Verantwortlichkeiten sowie die Kommunikation mit allen relevanten Anspruchsgruppen. Ziel ist eine reibungslose Unternehmensübergabe, die den Fortbestand des Betriebs sichert und einen überlegten Ausstieg ermöglicht.
Warum eine gute Nachfolgeregelung entscheidend ist
Eine professionelle Nachfolgeregelung ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Gerade bei Schweizer KMUs, die oft inhabergeführt sind, stellt sich früher oder später die Frage der Nachfolge. Studien zeigen, dass in den kommenden Jahren Tausende Betriebe übergeben werden müssen – viele davon sind nicht ausreichend vorbereitet.
Die Folgen mangelnder Planung sind weitreichend: finanzielle Verluste, Konflikte innerhalb der Familie oder mit Mitarbeitenden, Kundenabwanderung und im Extremfall die Stilllegung des Unternehmens. Eine durchdachte Nachfolgeregelung verhindert diese Risiken. Sie schafft Vertrauen bei allen Beteiligten und sorgt dafür, dass das im Unternehmen aufgebaute Know-how, die Marktstellung und die Mitarbeitenden erhalten bleiben.
Ferner können Unternehmer durch eine strukturierte Unternehmensnachfolge ihre Altersvorsorge sichern, steuerliche Vorteile nutzen und den Übergabeprozess aktiv mitgestalten. Eine geordnete Firmenübergabe oder ein gut vorbereiteter Firmenverkauf sind also nicht nur Pflicht, sondern auch eine grosse Chance – insbesondere im Rahmen eines anstehenden Generationenwechsels.
So läuft eine professionelle Nachfolgeregelung ab
Der Prozess der Nachfolgeregelung – auch Nachfolgeprozess genannt – lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen, die idealerweise frühzeitig beginnen sollten:
Analyse der Ausgangslage: Welche Optionen stehen zur Verfügung? Gibt es potenzielle Nachfolger in der Familie oder unter den Mitarbeitenden? Wie steht das Unternehmen wirtschaftlich da?
Zieldefinition & Nachfolgeplanung: Möchten Sie verkaufen, verpachten oder intern übergeben? Ist Ihnen die Weitergabe von Werten wichtiger als der Verkaufspreis?
Unternehmen fit machen: Transparente Buchhaltung, klare Verträge, dokumentierte Prozesse und strukturiertes Wissen sind Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Übergang.
Unternehmensbewertung: Eine realistische Einschätzung des Unternehmenswerts ist unerlässlich. Dabei sollten finanzielle Kennzahlen ebenso berücksichtigt werden wie immaterielle Werte.
Suche nach Nachfolgern: Dies kann über Netzwerke, Business Broker, Nachfolgeberatung, Nachfolgeexperten, Nachfolgeplattformen oder durch interne Gespräche erfolgen.
Verhandlung und Vertragsgestaltung: Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten, steuerliche Aspekte, Haftungsfragen und weitere rechtliche Aspekte werden festgelegt. Hier ist oft auch eine enge Zusammenarbeit mit der Treuhand empfehlenswert.
Übergabephase: Ein gleitender Übergang mit Einarbeitungszeit des Nachfolgers ist empfehlenswert. Der scheidende Unternehmer oder Inhaber kann dabei beratend zur Seite stehen.
Ein strukturierter Prozess erhöht nicht nur die Erfolgschancen, sondern reduziert auch den emotionalen Druck.
Was Sie bei der Nachfolgeregelung beachten sollten
Die Nachfolgeregelung betrifft viele Bereiche des Unternehmens gleichzeitig. Folgende Aspekte sollten Sie besonders berücksichtigen:
Rechtliche Aspekte: Prüfen Sie Gesellschaftsverhältnisse, Eigentumsverteilung und bestehende Verträge.
Steuerliche Optimierung: Lassen Sie sich frühzeitig steuerlich beraten, um Belastungen zu minimieren.
Finanzierung der Nachfolge: Klären Sie, ob der Nachfolger über ausreichende finanzielle Mittel verfügt oder ob Finanzierungsmodelle wie Earn-Outs, Beteiligungen, MBO oder MBI in Frage kommen.
Mitarbeitende: Eine offene Kommunikation mit langjährigen Mitarbeitenden ist entscheidend für Kontinuität und Motivation.
Wissenstransfer: Der Übergang sollte so gestaltet sein, dass das betriebliche Know-how nicht verloren geht.
Emotionale Komponente: Das Loslassen des eigenen Unternehmens ist für viele nicht leicht. Eine externe Moderation im Rahmen einer professionellen Nachfolgeberatung kann hilfreich sein.
Welche Nachfolgeformen gibt es?
Je nach Ausgangslage und Zielsetzung kommen verschiedene Nachfolgeoptionen in Betracht:
Familieninterne Nachfolge (Family-Buy-Out): Die Unternehmensübergabe erfolgt innerhalb der Familie beim Generationenwechsel. Diese Variante ist emotional geprägt, bietet aber auch hohe Identifikation.
Management-Buy-Out (MBO): Mitarbeitende übernehmen das Unternehmen. Hierbei spielen Vertrauen und interne Kenntnis eine zentrale Rolle.
Management-Buy-In (MBI): Eine externe Führungskraft steigt in das Unternehmen ein und übernimmt die Leitung.
Verkauf an Dritte: Eine externe Nachfolge durch Investoren oder branchenerfahrene Käufer, oft vermittelt durch einen Business-Broker.
Stiftungsmodell oder Mitarbeiterbeteiligung: Alternative Lösungen, die oft in grösseren Unternehmen zur Anwendung kommen.
Jede Variante bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein strukturierter Vergleich der Nachfolgelösungen hilft, die passende Form zu finden.
So meistern Sie die Nachfolgeregelung erfolgreich
Starten Sie frühzeitig: Drei bis fünf Jahre Vorlauf sind ideal.
Ziehen Sie Experten hinzu: Steuerberater, Juristen, Treuhand und Business-Broker bieten wertvolle Unterstützung.
Kommunizieren Sie offen: Gegenüber Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten.
Seien Sie realistisch: Bei der Bewertung, den Erwartungen und der zeitlichen Planung.
Bereiten Sie sich emotional vor: Eine Nachfolge ist nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein persönlicher Prozess, oft mit viel Herzblut verbunden.
Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch: Ein erstes Kennenlernen mit einem Nachfolgeexperten kann bereits viele Fragen klären.
Erfolgreiche Nachfolgeregelung in der Praxis
In diesem Abschnitt werden drei verschiedene Nachfolgelösungen aus der Praxis präsentiert. Diese wurden auf die Bedürfnisse der jeweiligen Inhaber zugeschnitten und stellen auch für das Unternehmen selbst eine nachhaltige Lösung dar.
Teil-Austritt und Rückbeteiligung
Die Ausgangslage in diesem Praxisbeispiel ist eine grosse Herausforderung für alle Beteiligten. Das Unternehmen wird von zwei jungen Eigentümern geführt und hat in den vergangenen Jahren ein hohes Umsatzwachstum erfahren. Während ein Inhaber aufgrund der wachsenden Belastung einen schnellen Austritt aus dem operativen Geschäft sucht, will der andere Inhaber die Firma weiter ausbauen. Da das Unternehmen eine Marktposition erreicht hat, in der das künftige Wachstum einen strategisch starken Partner erfordert, kann der zweite Eigentümer das Unternehmen nicht auf eigene Faust weiterführen. Die Lösung in diesem Fall entspricht nicht einer klassischen Nachfolgeregelung, kann aber den Bedürfnissen beider Inhaber vollkommen gerecht werden und stellt auch für das Unternehmen selbst ein optimales Ergebnis dar. Der strategische Käufer übernimmt 100 Prozent der Firma und beide Inhaber können sich an der Akquisitionsholding des Käufers substanziell rückbeteiligen. Dadurch partizipieren sie massgeblich am künftigen Erfolg. Gleichzeitig profitieren die Inhaber auf diese Weise vom Finanzierungshebel (Leverage) des Käufers, da die Übernahme zu einem grossen Teil durch eine Bank finanziert wird und der Wert der Rückbeteiligung nur am eingebrachten Eigenkapital des Käufers bemessen wird. Auf operativer Ebene führt der eine Inhaber das Unternehmen wie gewünscht weiter und wird vom Käufer auf strategischer Seite aktiv unterstützt. Der andere Inhaber baut seinen Nachfolger auf und kann das operative Geschäft nach einem Jahr vollständig an diesen übergeben. Er wechselt danach in den Verwaltungsrat und bleibt somit weiterhin in die strategischen Entscheidungen involviert.
Schneller Austritt
In diesem Fall hat der Eigentümer neben seinem Unternehmen in der Schweiz eine zweite Firma in Deutschland aufgebaut. Er hat einen Betriebsleiter in der Schweiz eingestellt, welcher ihn auf der operativen Ebene weitestgehend entlastet. Allerdings liegen die strategischen und finanziellen Entscheidungen weiterhin in der Verantwortung des Inhabers. Da die Firma in Deutschland wachstumsbedingt seine volle Aufmerksamkeit erfordert und das regelmässige Pendeln an die Substanz geht, sucht er einen schnellen Austritt. Der strategische Käufer verfügt über die notwendigen Ressourcen, die es dem Inhaber erlauben, nur eine kurze Einarbeitung von wenigen Tagen zu leisten und das Unternehmen anschliessend zu verlassen. Zudem erhält der Betriebsleiter vom Käufer die für die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens erforderliche Unterstützung.
Klassische Nachfolgeregelung
Der Eigentümer möchte seine Nachfolge frühzeitig regeln. Er hat zudem bereits einen Geschäftsführer angestellt und sich dadurch auf der operativen Ebene ersetzbar gemacht. Der Geschäftsführer verfügt jedoch nicht über die notwendigen Eigenmittel, um nebst der operativen Nachfolge auch die Geschäftsanteile zu übernehmen. Dem Inhaber ist es zudem ein Anliegen, dass der neue Eigentümer die Zukunft seines Unternehmens langfristig sichert und allen Mitarbeitenden eine gute Perspektive bietet. Mit dem Käufer konnte ein Partner ins Boot geholt werden, der mit seinem langfristig orientierten Investitionshorizont das Unternehmen nachhaltig weiterentwickelt. Gleichzeitig veräussert der Inhaber 100 Prozent seiner Anteile, ist auf eigenen Wunsch noch zwei Jahre operativ tätig und wechselt anschliessend in den Verwaltungsrat.
Fazit: Die Nachfolgeregelung als strategische Chance
Die Nachfolgeregelung ist weit mehr als ein reiner Verwaltungsakt. Sie ist eine unternehmerische und strategische Aufgabe, die Mut, Offenheit und Weitsicht erfordert. Wer diesen Prozess bewusst angeht, kann nicht nur den Fortbestand des Unternehmens sichern, sondern auch seinen eigenen Rückzug gestalten und einen wertvollen Beitrag für kommende Generationen leisten.
Ob familienintern, mit Mitarbeitenden oder durch Verkauf an Dritte: Mit einer durchdachten Planung, fachlicher Unterstützung und dem Blick auf das Wesentliche wird aus der Herausforderung eine echte Zukunftschance.
Als Business Broker mit einer langjährigen Erfahrung und Standorten in Zürich, Olten und Luzern unterstützen wir Sie gerne bei Ihrer Nachfolgeregelung oder Ihrem Unternehmensverkauf. Kontaktieren Sie uns via Kontaktformular oder telefonisch unter 044 521 04 44.